Gedichte


Es zu verstehen, gelingt oft nur

in Versenform und Reimkultur.


Die unaufgefordert eingeforderte Strategie


Wir wollen gern die schönen Worte,
doch lesen wir nicht das Papier.
Konzepte jeder Art und Sorte –
sie ignorier´n und fordern wir.


Wir wollen gern die schnellen Taten,
doch sehen wir nicht den Prozess.
Der Plan langweilt uns und die Daten,
die Analyse verspricht Stress.


Wir wissen, wenn sich nichts bald ändert,
dann bleibt uns nur noch wenig Frist.
Wir wollen, dass sich etwas ändert,
damit es so bleibt, wie es ist.






Willkommen 2022


Das Sektglas nicht mal angefroren -

nächste Runde, gleicher Start.

Das Gestern ans Virus verloren,

das Morgen an die Gegenwart.


Das Alte kommt nicht wieder,

das Neue geht nicht weg.

Gefangen im Auf und Nieder,

das Jetzt auf einem Fleck.






61 - 89 - 17


Zwei Spannen gleich lang, darin die Zäsur,
die eine schien ewig, die andere nur
einen Augenblick.
Sie blicken zurück
auf Mauern in Köpfen und Flur.






Daheim


Die Ruhe ist göttlich, wenn Du die Augen schließt,
Doch weil alles schläft, ist es vielleicht ein Traum.
Solange Du die Raben am Berg fliegen siehst,
Ändert sich nichts - ich wünscht' ich könnt' darauf vertraun.


Alles ist möglich, doch nichts kehrt zurück,
Was bleibt, ist Erinnerung, die man vergisst.
Vielleicht bleibt von allem ein kleines Stück,
Aber es ist egal - ich liebe es so, wie es ist.






Übers Meer


In den Tiefen wogt die Stille,
Dunkel vereint Nacht und Meer,
treibt das Schiff weiter voran,
spült Vergessenes nach oben,
und behält doch alles für sich.






Manifest


In jedem Moment ein neues Beginnen,
ob Schwermut der Weg ist oder das Glück.
Was einmal war, verblasst in den Sinnen,
ich möchte kein anderes Leben zurück.


Wenn greifbare Ziele wieder gedeihen,
ist nicht mehr wichtig, ob man mich mag.
Hab ich gelernt mir selbst zu verzeihen,
gehe ich kraftvoll in jeden Tag.






Guttenwulff


Ich trage die Verantwortung und tue das mit Freuden.
Mein Ehrgeiz an dies Amt ist hoch und gleichsam meine Pflicht,
hier keine Kraft und Anstrengung darin je zu vergeuden.
Mit meinem Anspruch geh ich gerne selber ins Gericht.


Ich trage die Verantwortung und stelle mich den Fragen.
Doch bitte ich um Rücksicht hier und wünsche mehr Respekt,
Damit nach meiner Amtszeit ich zu mir stolz kann sagen,
ich war darin erfolgreich wohl und vorbildlich perfekt.


Ich trage die Verantwortung und möchte ihr nachkommen.
Der strengste Maßstab wird dabei von mir selbst angelegt.
Mit Ihren Fragen wird dem Amt die Würde doch genommen.
So kann ich nachts nicht schlafen mehr, was meine Frau aufregt.






Gute-Nacht-Lied für meinen Sohn 


Gute Nacht, sag gute Nacht,

das Kind wird nun ins Bett gebracht

und singt ein Abendlied.


Gute Nacht, sag gute Nacht,

der blaue Mond hat sein Licht angemacht

und nun hinauf zum Himmel zieht.


Dort lädt er ein zu einem Tanz

die Sterne all' in ihrem Glanz.

Fällt in dein Bett ein Sternelein,

halt es ganz fest bis zum Morgenschein.






Gute-Nacht-Lied für meine Tochter


Der Mond geht auf die Reise,

schenkt jedem einen Traum.

Er zieht vorbei ganz leise

am Garten hinterm Zaun.


Er zieht vorbei am Walde,

er zieht vorbei am Feld

und schafft des Nachts balde

es einmal um die Welt.


Und was er sieht im Lichte,

davon er dir erzählt

in einer Traumgeschichte,

die in dein Bettchen fällt.


Der Mond geht auf die Reise,

schenkt jedem einen Traum.

Er winkt dir zu ganz leise

vom Garten hinterm Zaun.






Gedicht meines Urgroßvaters Theodor Hawlitschka 

(Bild oben mit Original-Handschrift vom 5. Juni 1903)


Ich steure in die Welt hinaus
auf unbekannten Wegen.
Doch folgt mir aus dem Vaterhaus
der treuesten Liebe Segen.


Leb wohl, leb wohl o Vater mein.
Leb wohl, leb wohl mein Mütterlein.
Ich muss nun in die Fremde gehen.
Lebt wohl auf Wiedersehen.


Gott segne Dich, dies schöne Wort,
töne in mir immerfort.
Du kehrst zurück nach manchem Jahr.
Leb wohl auf immerdar.

Der Rote Genosse - Weihnachtsedition


Seit 2017 gibt es im Schaukasten der SPD Frohnau am Ludolfinger Platz  zur Adventszeit einen Weihnachtsgruß. Was anfangs als Bild mit Sprüchlein begann, hat sich über die Jahre weiter zum Vierzeiler und längerem Gedicht entwickelt. Hier wird die Serie digital archiviert. 

2022

Die General-Spektabel-Trilogie

 

Wie bei jedem großen General ist auch die Person hinter General Spektabel nur engsten Vertrauten bekannt, so dass ihn der typische Hauch des Mythos umweht. Wobei die engsten Vertrauten so weit gehen, es sei sein Mythos, der andere Generale umwehe. Immerhin entspricht diese Interpretation seinem Credo mit dem er stets seinen Fahrer begrüßte: „Fahren Sie los, egal wohin - ich werde überall gebraucht!“

So kam es, dass General Spektabel nach langgedienten Jahren in der Truppe auf den sicherheitspolitischen Podien des Landes landete. Gottlob waren diese Auftritte nur von kurzer Dauer. Inzwischen längst pensioniert, trifft man ihn heute in der Hauptstadt auf den gängigen Empfängen mit Suff und Buffet.

 

 

General Spektabel spricht zur sicherheitspolitischen Lage

 

Hoch verehrte Damen und Herrn,

Egal wie heut die Lage sei,

Ich sage es noch einmal gern:

Der kalte Krieg ist nun vorbei.

 

Von Freunden sind wir jetzt umzingelt,

Voll Freude hoben wir die Hände

Und hofften, dass die Kasse klingelt

Aufgrund der Friedensdividende.

 

Doch blieb das Ende der Geschichte

Für uns noch weiter unerfahren,

Gefahren traten nun ins Lichte,

die nicht mehr zwischenstaatlich waren.

 

Erweitert sind die Themenfelder,

Vernetzt Akteur, Ressort, Revier,

Konzepte steh´n bereit und Gelder -

Soweit die Theorie bis hier.

 

Das alles praktisch umzubilden,

Braucht einen Kurs und braucht ein Ziel.

Wer steuert hier in den Gefilden?

Da fragen Sie mich jetzt zu viel.

 


 

General Spektabel spricht zur Strukturreform der Bundeswehr

 

Hoch verehrte Damen und Herrn,

Der Druck der Tage ist enorm.

Hier auszuweichen liegt mir fern,

Ich spreche zur Strukturreform.

 

Es kann nicht jeder alles haben,

Das gilt es niemals zu vergessen.

Und all die ganzen Staatsausgaben

Sind auch für uns heut knapp bemessen.

 

Voreilig kürzen wird nicht reichen,

Das ist natürlich völlig klar,

Denn tut man etwas einfach streichen,

Dann ist es nämlich nicht mehr da.

 

Den Sparkurs sinnvoll anzugehn,

Verlangt zuerst nach einem Ziel.

Es lässt sich dann gleich besser sehn:

Was ist zuwenig, was zuviel.

 

So muss der Rotstift mit Bedacht,

Das Wagnis sich vorsichtig wagen.

Wo man dabei den Anfang macht,

Das dürfen Sie mich niemals fragen.

 

  


General Spektabel spricht zu einem wichtigen Thema

 

Hoch verehrte Damen und Herrn,

Der Anlass heute ist uns klar.

Ich betone es noch einmal gern,

Wie wichtig dieses Thema war.

 

Schon die aktuelle Lage -

Hier stimmen wir doch überein -

Leitet uns zu einer Frage -

Aktueller könnte die nicht sein!

 

Und ohne Zweifel, ohne Zagen,

Verlangt das Thema noch viel mehr,

Es fordert uns mit weitren Fragen -

Es wär auch schlimm, wenn´s anders wär!

 

Doch reicht es nicht davon zu sprechen,

Man muss auch endlich etwas tun.

Aus der Routine auszubrechen,

Ist das Gebot der Stunde nun.

 

Das Thema letztlich anzugehen,

Erfordert Kraft, erfordert Mut.

Das werden Sie von mir nie sehen,

Ich nehme daher meinen Hut.

 

Nachrichten aus Konseptimo


Auszüge aus dem Gedichtzyklus von Hans-Jacob Welkhirt


Hans-Jacob Welkhirt bereiste von 2006 bis 2007 den Norden Konseptimos. Seine dort gesammelten Eindrücke veröffentlichte er in dem Gedichtzyklus „Nachrichten aus Konseptimo“, der mit dem Buchhaim-Preis der Walter-Moers-Stiftung ausgezeichnet wurde. Für sein Werk, das bei einer breiten Leserschaft in Deutschland das Interesse für Nordkonseptimo und besonders für den Staat Dschari wiedererweckte, erhielt Welkhirt 2008 von der dscharischen Präsidentin Jutte Hem Bin die Ehrenbürgerwürde, in Malikwan hingegen Einreiseverbot.



Pethanien


Wo sich der Motor der Nation
nur schleppend dreht durch Korruption,
Infrastruktur ganz leis´ verödet,
das Volk dagegen laut verblödet -
auch wenn sich hier fast nichts bewegt,
wird Theorie doch widerlegt:
Wo Öl und Geld gemeinsam schmier´n,
lässt es sich trotzdem gut regier´n.


Zur Arbeit lässt man sich gern Zeit,
hier stehen Investor´n bereit.
Man geht voll Missmut an sein Werk.
Doch für den deutschen Gartenzwerg
bleibt es das liebste Urlaubsland,
und liegt er nicht an einem Strand,
dann mang Petunien und Geranien -
so schläft die Republik Pethanien.




Malikwan


Schon an der Grenze wird dir flau:
ein Déjà vu an Fahrten durch die Zone,
nur ist es grün hier und nicht grau.
Bereits vom Zoll gehst du nicht ohne,
dass ein Gefühl in dir erwacht
und sagt: „Allein sein wirst du nie.“
Bei Tag und Nacht
gibt darauf Acht
Does Geheimgendarmerie.


Triffst du das Volk, führt das Gefühl
dich weiter in vergangne Tiefen.
Die Jugend strebt gedrillt und kühl,
im Wissen wie die Feinde liefen,
heroisch kampfbereit empor.
„Leg dich hier bloß mit niemand an,
sei ja kein Tor.“,
hörst du im Ohr,
„Der Wahnsinn, das ist Malikwan.“




Bahrbalad


Zur Küste fließen Öl und Geld,
Champagner in Sturzbächen,
und Architekten dieser Welt
begingen hier Verbrechen.


Die Fischerhütte tat´s nicht mehr
und musste Neuem weichen.
Nun blicken vom Hotel zum Meer
die Schönen und die Reichen.


Der Buschmann bleibt im Busch zurück,
von Fernem dröhnt die große Stadt.
Zur Party dürfen heißt hier Glück,
sonst bist du raus in Bahrbalad.




Dschari


Dem Nachbarn in der Nachbarschaft
zu helfen, ist zu loben.
Dies Land scheint dafür wie erdacht,
um sich hier auszutoben.
Im Westen gibt es noch die Pest,
und weiter nördlich oben
hat Warlord Oda in sein Nest
sich Waffen zugeschoben.


Im Osten sieht´s nicht besser aus,
die Hauptstadt steht zentral verwaist.
Die Jutte sitzt verlor´n im Haus,
die sich als Katechon erweist.
Doch Hilfe nimmt sie gerne an,
und Helfer sind in Schar´n gereist,
denn nicht nur wer arabisch kann,
weiß, dass mein Nachbar Dschari heißt.




Daulan


Kleinwüchsig sind sie von Statur,
hochnäsig in der Haltung
bezüglich Wirtschaft und Kultur
sowie Regierung und Verwaltung.


Wobei sie stets sich orientier´n
am deutschen Wirtschaftswunder,
sich Fleiß und Tugend importier´n,
Technik und andren Plunder.


So sehen sie sich gern im Geist
biersel´ger Bavarianer,
weshalb ihr Mantra schwungvoll heißt:
gut, besser, Daulaner.

Der Kontinent Konseptimo befand sich einst unter Europa. Er war Bestandteil eines von mir konzipierten Planspiels im Seminar für Sicherheitspolitik an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Sieben "Bundesregierungen" (2006 - 2012) entwickelten Lösungsansätze für den Konflikt um die pethanische Provinz Feow und andere Kriseneinlagen mit denen die unter meiner Leitung stehende "Response Cell" sie drei Tage lang unter Druck setzte.